von Tanja Götz
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19. November 2019
Immer wieder treffe ich auf perfektionistisch veranlagte Kinder in meinen Malkursen und Filzgruppen. Ob diese Penibilität zu Hause oder in der Schule antrainiert wurde, kann ich nicht beurteilen. Aber manche Kinder haben es gerne ordentlich... auch auf der Leinwand. Ein kleiner Klecks, ein falscher Pinselstrich oder gar eine zuviel abgeschnittene Sternenzacke können zu ungeahnten Dramen führen. Was tun, wenn so ein Häufchen Elend dann vor mir steht und am liebsten alles in die Mülltonne schmeißen möchte? Ruhe bewahren! Meistens erzähle ich, was mir schon alles schief gelaufen ist, von vermurksten Filzobjekten, total verhundsten Nähten oder auch einfach mal Sachen, die glatt eben im Müll gelandet sind. Toll ist, dass die anderen Kinder fast immer mit " Och, ich find dein Bild toll, viel schöner als meines.." um die Ecke kommen und wir auch fast jedes Missgeschick irgendwie beheben können. Für Notfälle habe ich immer Ersatzpapiere dabei... da kann man sich geschwind einen neuen Stern ausschneiden. Filzobjekte kamen auch schon über Nacht in die Wichtelwerktstatt zur Reparatur... und ja, ich habe es nochmals nach dem exakten Vorbild nachgefilzt... keiner hat's bemerkt.... Positive Bestärkung und auch mal ein Späßchen helfen über die Selbstzweifel hinweg. Loslassen und einfach mal machen ist auch ein Lernprozess, schließlich ist der größte Teil der schulischen Bildung von Regeln und Aufgaben gefüllt. Und da komme ich und sage:" Mach, was du willst, nimm die Farbe, die dir gefällt, probier doch einfach..." Das dauert erst einen Moment, und plötzlich ist die Meute nicht mehr zu bremsen. In diesem Sinn: das Leben ist bunt... Eure Tanja